Hochstrittigkeit ist ein ernsthaftes Problem
Eltern, die nicht in der Lage sind oder keine Motivation mitbringen, für ihr Kind zu einer gemeinsamen Regelung zu finden, beanspruchen ein hohes Maß an Kapazitäten der Gerichte, Beratungsstellen, Familiengerichtshilfen und anderen. 10 % der Fälle beanspruchen nahezu 80% der Kapazitäten. Verfahren dauern nicht selten über Jahre und stellen für Kinder, Eltern und die beteiligten Fachleute eine außergewöhnliche Belastung dar. Die Abläufe solcher Fälle ähneln sich.
Typisch für hochstrittige Fälle ist ein langanhaltender, intensiver Streit zwischen den Eltern, welche sich unfähig zeigen, Lösungen zu finden, mit denen beide leben können. Damit einhergehend sind gravierende, gegenseitige Vorwürfe bis hin zu feindseligen Interaktionen und hoher Emotionalität. Oft tritt auch eine verzerrte Wahrnehmung eines oder beider Elternteile auf. Man fühlt sich selber immer nur als Opfer. Das „Böse“ liegt beim anderen. Die Emotionen können nur eingeschränkt reguliert werden. Das familiäre und behördliche Umfeld wird in den Konflikt einbezogen.
Auf diesem Minenfeld können viele Fehler gemacht werden. Die deutsche Plattform hochstrittigkeit.org beschäftigt sich intensiv mit der Thematik und zeigt im Beitrag „Verfehlte Lösungsansätze in hochstrittigen Verfahren“ Herangehensweisen auf, welche das Problem eher verschärfen, als diesem entgegen zu wirken. Unterscheidet sich die Gesetzgebung von Deutschland und Österreich in einigen Punkten doch, so gleichen sich die paradigmatischen Haltungen, die im Beitrag abgehandelt werden, doch auf frappierende Weise und können 1:1 auch für Österreich übernommen werden.
Anton Pototschnig
Dipl. Sozialarbeiter und Familiencoach
Obmann von wir-vaeter.at & doppelresidenz.at